Engels-Bilder, unveröffentlichte Texte, Liedermacherkunst und ein kunstgeschichtlicher Vortrag – der zweite Offene Musenstall5 hatte Einiges zu bieten.
Und plötzlich stand sie auf und stellte sich in die Mitte des Raumes zwischen all ihre Engel: Anneliese Goth. Die 86 Lebensjahre waren nicht spurlos an ihr vorbei gegangen: sie strahlte die Selbstsicherheit einer gestandenen Frau, selbstbewussten Künstlerin und humorvollen fünffachen Mutter aus. Ein persönlicher Schicksalsschlag hatte der Malerin, Grafikerin und Textilgestalterin ihr Lieblingsmotiv nah gebracht. Und noch immer vermag Anneliese Goth in ihren Bildern Engeln neue Seiten abzugewinnen.
Zum Auftakt des Abends gibt Kulturhistorikerin Jutta Kraak einen aufschlussreichen Einblick in die Jahrtausende anhaltende Tradition der Engelsdarstellung, nicht ohne mit einem Augenzwinkern klar zu machen: Ich bin ganz und gar nicht christlich.
Das Lachen triebt sodann einigen Zuhörern Tränen in die Augen: Heike Jung las aus ihren selbstverfassten Texten. Da prallten sexistische Werbung auf Wechseljahre oder fiel auf Grund herber Erziehungsmaßnahmen der Gekreuzigte aus dem Hoch eines Kirchenschiffs.
Enidan ist nach dem Benefiz für Ärzte ohne Grenzen zum zweiten Mal im Musenstall5. Mit Gitarre, kraftvoller Stimme und eigenen Liedern spannt die junge Musikerin den Bogen von ihrem eigenen Leben zu den Engel-Bildern.